Als das Thermometer am 25. Januar in die Minusgrade hinabstieg, am Samstagmorgen immerhin -10°, machten sich drei Karateka, unterstützt durch die Vorstandsfamilie auf den Weg zu Paul. Ein Lehrgang stand vor der Tür. Doch bevor es nach Leipzig, zur traditionellen Eröffnung des Lehrgangsjahres in Form des Braun-Schwarz-Lehrganges ging, sollten sich die Kämpfer erst einmal ordentlich stärken. Chefkoch Paul sorgte für reichlich Kohlenhydrate in Form von Nudeln, Pesto und Tomatensauce und Hannes und Tina rundeten das Ganze mit Vanillepudding ab. Gemeinsam stimmte Mann und Frau sich auf das kommende Training ein, bei dem Hannes und Tina leider nicht teilnehmen konnten. So mussten Julia, Tim, Paul und Martin sich von den beiden trennen und auch Lucie und Laila konnten leider nicht mit nach Leipzig.
So ging es zu viert durch die winterliche Landschaft. Durch das Essen schon auf Lehrgang eingestellt wurde diese, wenn auch kurze, Anreise alles andere als langweilig. 14 Uhr begann dann das Training, nach einer kurzen, intensiven Erwärmung von Kopf bis Fuß, trieb Nagai-Shihan die geschätzten 100 Karateka mit allerlei Kumite-Kombinationen durch die Halle. Nach einigen Bahnen alleine wurden diese dann auch am Partner erprobt. Die Kämpfer legten sich ordentlich ins Zeug und holten bei den vielen Kombinationen aus Tsukis (Fausttechniken), Geris (Fußtritten), Ausweichen und Kontern alles raus.
Aber Kumite (Freikampf) ist ja nur ein Stück der großen Karatetorte und so wurde nach einer kleinen Pause auch Kata (Form) trainiert. Die Auswahl fiel auf die typischen vier Vorrunden-Katas, Bassai Dai, Empi, Jion und Kanku Dai. Da hieß es dann einmal locker zum Reinkommen (50%), einmal zum Reinfühlen (80%) und einmal in der besten Wettkampfform (110%, mindestens). Damit war die erste Hälfte des Lehrganges überstanden. Nach einer Pause zum Umbau stand nun der Kampfrichterlehrgang an.
Für die mitgereisten Ouchis hieß das: Kämpfen, Kämpfen, Kämpfen. Während die Kampfrichter sich an einem Pool in Mimik, Gestik und Sprache üben konnten, dienten die Wettkämpfer als Anschauungsmaterial. Damit sich auch niemand vor dem Kämpfen drücken konnte sammelten sich die Wettkämpfer auf einer Hallenseite. Der Weg auf die andere Seite musste sich freigekämpft werden, unter dem wachsamen Auge der Kampfrichter. Die wiederum unter wachsamer Beobachtung von Nagai-Shihan, Eugen-Sensei, Toni-Sensei und Reinhard-Sensei standen. Denn jede noch so kleine Bewegung muss auch als Kampfrichter exakt ausgeführt werden.
Nach dem sich die meisten Kämpfer zwei mal auf die jeweils andere Seite der Halle gekämpft hatten endete 17:30 der Lehrgang, mit dem Hinweis die Halle werde 18 Uhr geschlossen. Aufgeschlossen würde sie erst wieder am Sonntag, da in diesem Jahr keine Übernachtung in der Halle möglich war. Aber die Ouchis hatten ja bereits im Vorfeld ihre Beziehungen spielen lassen. Pauls Schwester Johanna ermöglichte die Übernachtung im Tanzstudio des TanzZenit e.V.. Einige werden sie noch vom letzten Jahr kennen, als sie uns zum Neuhjahrstraining in mehr oder weniger balettastischer Weise durch die Halle springen ließ. So konnten wir dort auch in Ruhe duschen und unsere Schlafsäcke ausrollen. Eine wirklich tolle Übernachtungsmöglichkeit, wenn da nicht diese fiesen Minusgrade vor der Tür gelauert hätten. Trotz Radiator stand den Ouchis eine kalte Nacht bevor.
Doch bevor es Zeit für die Bettruhe war ging es wie jedes Jahr in den Bayrischen Bahnhof. Da wir zunächst jede Ecke im Studio ergründen mussten und auch ein bisschen Spielzeug fanden, kamen wir etwas später an. Deshalb waren auch schon die meisten Plätze vergeben als die Ouchis eintrafen. Aber Platz ist in dem kleinsten Kämmerlein und nachdem einige Karateka zusammen rutschten, fanden auch alle Platz. Nach dem üblichen Essen, Quatschen und vor allem Lachen war es Zeit für eine weitere Tradition: Eis essen im Restaurant zum goldenen M. Begleitet von dem Takedas und Holger fuhren die Ouchis in die Stadt für einen kleinen, süßen Nachschlag. Bevor es schließlich zurück ins Tanzstudio ging.
Nach einer kurzen Nacht brach der zweite Lehrgangstag an. Und was ist das Wichtigste, wenn schon vormittags ein anstrengendes Training bevorsteht? Richtig, das Frühstück und auch das war dieses Jahr ein echtes Highlight. Fürstlichst wurden wir von Holger bewirtet, der extra früh gestartet ist um uns mit seinem Picknickkorb zu verköstigen. Neben Brötchen, Käse, Wurst, Aufstrich und Eiern begeisterte er mit einem Obstsalat. Der Hammer. Viel zu früh mussten der gemütliche Frühstückstisch wieder abgeräumt werden. Um 10 Uhr sollte die Halle aufgeschlossen werden und alle sollten sich schnell umziehen, damit schnell mit dem Training begonnen konnte. Nach einer kurzen Erwärmung ging es auch schon los. Wieder trumpfte Nagai-Shihan mit neuen Kombinationen aus Hand- und Fußtechniken, gepaart mit Ausweich- und Konterbewegungen auf. Nach diesem ersten schweißtreibenden Teil des Lehrganges ging es wieder mit dem Kampfrichterlehrgang weiter. Diesmal sollten die Teilnehmer sich auf zwei Pools verteilen. Doppelte Action. Leider nicht für Tim. Im ersten Teil des Trainings wurde zum zweiten Mal sein Fuß mit dem Ellebogen geblockt. Neben einer kleinen Erkältung konnte er nun kaum noch auftreten und viel für den restlichen Lehrgang aus. Also blieb es an Julia, Martin und Paul die Ehre der Ouchis aufrecht zu erhalten und sie kämpften sich wacker durch einen Kampf nach dem anderen.
Damit endete ein weiterer erlebnisreicher Lehrgang. Viel Input erhielten wir nicht nur durch das tolle Training und die Kampferfahrungen, auch viele nützliche Hinweise und Tipps von Eugen-Sensei und Toni-Sensei konnten uns viel helfen. Nach dem Julia noch ein bisschen Team-Kata unter den wachsamen Augen von Marco trainierte, mussten wir uns auch schon für die Abreise vorbereiten. Der Abschied wurde uns erleichtert, da wir die meisten bereits in drei Wochen zum Kader- und Kampfrichterlehrgang wiedersehen würden. Also bis bald.