Eines der Highlights in jedem Karate-Lebens-Jahr ist das Sommer-Gasshuku! Vier Tage voller Training, Spannung und Emotionen. Ein gemütliches und dennoch schweißtreibendes Beisammensein im Kreise von Freunden und Familie.
So hieß es auch 2013 wieder auf nach Aalen, das schon im letzten Jahr als Austragungsort für das Gasshuku diente. Vom 01. bis 04. August lud unser Bundestrainer Nagai Shihan zusammen mit den Gasttrainern Yasuyuki Aragane (8. Dan) und Nobuaki Kanazawa (6. Dan) an das Tor zur Schwäbischen Alb ein.
Aus diesem Anlass trafen sich am Donnerstagmorgen Vicky, Richard, Anja, Jörg, Paul, Tim, Julia und Peter um 5:30 Uhr bei Hannes und Tina, um alle Trainingsutensilien – inklusive Lucie und Laila – in den Fahrzeugen zu verstauen. Die ungewöhnlich frühe Uhrzeit lag in dem tollkühnen Plan begründet, Anja und Jörg das erste Farbgurttraining des Tages zu ermöglichen, welches bereits um 10 Uhr angesetzt war. Wie immer waren ausnahmslos alle Ouchis hochmotiviert das gesteckte Ziel zu erreichen…! Beim Verladen der Taschen wurden noch einmal die wichtigsten Punkte durchgegangen. Aus aktuellem und immer wiederkehrendem Anlass möchte ich an dieser Stelle im Namen aller Ouchis die schriftliche Checkliste zu jedem Event auch für erwachsene Mitglieder fordern! Zwar hatte diesmal keiner seinen Karateanzug oder –gürtel vergessen und wir waren auch sonst bestens ausgerüstet; die Bitte eigenes Besteck, Tassen und Teller mitzubringen, war aber irgendwie nicht hängen geblieben. Zum Glück ließ sich in der Dojo-Leitzentrale noch einiges finden…
Endlich konnte es also losgehen und wir bestiegen die drei vollgepackten Fahrzeuge. Zusammen mit Jörg hatte ich die große Ehre im neuen Julia-Sommer-Gasshuku-Mobil (JuSoGa) den Rausch der Beschleunigung zu erleben. Ein kleines und fast unmerkliches Leistungsloch erwartete uns bei Tempo 120 km/h – ein Geschwindigkeitsbereich, den man allerdings bei Autobahnfahrten zum Glück kaum einmal durchfahren musste, wie ihr euch sicher vorstellen könnt. Trotz der Defizite schafften wir es zur ersten Pause so früh zu sein, dass der angesteuerte McDonalds noch geschlossen hatte. Aber wer braucht schon Fastfood, wenn er selbstgemachte Eierkuchen mit Konfitüre und Kinderschokolade haben kann – mmmhh lecker!
Vom Stau blieben wir dieses Jahr fast vollständig verschont, dennoch schafften wir es – aus bislang ungeklärter Ursache – nicht zum angestrebten ersten Training, aber ich kann euch sagen, es war mehr als knapp! Nun konnten wir uns also in aller Ruhe anmelden und für Jörg, der dieses Jahr die Überraschungsprüfung ablegen durfte und daher vor Freude kreidebleich anlief, wäre die erste Übungseinheit so oder so ein wenig viel geworden 😉 Gegen 11:30 Uhr begannen dann alle Braun- und Schwarzgurte Ihre Gis einzuschwitzen als es unter der Leitung von Aragane Shihan wieder einmal hieß: „Half Speed!“ – „Full Power!“ – „Don’t Rush!“
Zum Mittag ging es auf in die Jugendherberge, die uns schon im letzten Jahr so behaglich beherbergt hatte. Nach dem Beziehen der Zimmer verwöhnte uns Jörg beim Nudelessen mit seiner selbstkreierten Tomatensoße, in die der jede erdenkliche Art von Fleisch eingebaut hatte. Als Sitzplatz funktionierten wir kurzer Hand eine der Tischtennisplatten um, die von dort an unser zentraler Anlaufpunkt zu allen Mahlzeiten wurde. Um 15 Uhr war die zweite Trainingseinheit für diesen Tag angesetzt, in der wir unabhängig von der Graduierung alle zusammen antreten und uns in tollen Grundschulkombinationen so richtig austoben konnten. Die anschließende Dusche hatte sich daher jeder Einzelne mehr als verdient. Zum Abend stand eine zweite Runde Nudeln auf dem Speiseplan und wir entspannten beim gemütlichen Zusammensein an unserer bereits sehr liebgewonnen Tischtennisplatte. Jörg, der sich aufgrund der bevorstehenden Ereignisse noch nicht wirklich entspannen konnte, lief vor dem versammelten Trainerstab sein Prüfungsprogramm. Für alle war schnell klar, wenn er es schafft seinen Kopf auszuschalten, wird der Rest kein Problem. Wir schalteten indessen unseren Kopf bei einer Runde Schmu aus und so hieß es bis in die späten Abendstunden: „Bube – Dame – Schmu – na klar!“. Nach ein paar Männergesprächen ging es dann aber auch für die Letzten von uns ab ins Bett.
Der Freitag startete mit einem gemütlichen Frühstück und damit natürlich an unserer Tischtennisplatte. Wir waren die einzigen Herbergsbewohner die unter freiem Himmel aßen und ihr könnt euch denken, uns schmeckte es an der frischen Luft mindestens doppelt so gut.
Das erste Training war auch heute bereits für den Vormittag eingeplant. Aufgrund der fehlenden Farbgurte und damit ja irgendwie auch des fehlenden Karate-Nachwuchses durften gleich alle mit ran. Aragane Shihan forderte uns erneut zu sauberen Techniken mit vernünftigem Hikite sowie klarem Endpunkt auf und verpackte es in Kombinationen, die sicher auch dem einen oder anderen Prüfling zu Gute kommen sollten. Zur Mittagspause konnten wir uns in aller Ruhe zur Jugendherberge begeben. Da wir in der Unterkunft diesmal unseren privaten kleinen Ouchi-Bereich mit direkt nebeneinander liegenden Zimmern, Toiletten und Waschräumen hatten, nutzten wir die Gelegenheit und duschten uns erst gar nicht in der Halle. Zudem waren Frikassee und alle anderen Zutaten für das leibliche Wohl bereits vor dem Training bei unserem Stamm-Penny eingekauft worden, sodass wir nun echt entspannen konnten. Nach der Stärkung folgte ein kurzes Schläfchen und schon ging es wieder ab zur Trainingshalle, wo diesmal nach Farben getrennt wurde. Während wir Braungurte, durch die schweren Vorhänge von jedem Luftzug getrennt, in der Mitte der Halle bei Tekki Shodan und Kanku Dai schwitzten, kämpften die Schwarzgurte neben an unter der Leitung von Kanazawa Sensei mit großem Gebrüll. Dennoch überlebten wir alle auch den zweiten Trainingstag unbeschadet und konnten nun froh und munter in das Abendprogramm starten.
Mit reichlich Grillzeug bewaffnet ging es auf nach Heidenheim zu „Grillmutter“ Bärbel mit ihrem vierspännigen Großraum-Gasflammengrill. Wir überzeugten das versammelte Karate-Publikum vor allem durch gefülltes Fladenbrot á la Vicky – wer braucht bei Butter-Knoblauch-Käse-Mix-Einlage schon noch Grillfleisch?! Als wir den Heimweg antraten, zeigte uns Hannes noch schnell, wie man einen Bordstein möglichst schonend mit einem T5-Bus überwinden kann und dann ging es ab ins Nachtquartier. Erwähnung finden muss an dieser Stelle unbedingt, dass wir, dank Farin Urlaub, im JuSoGa unseren SoGa-Song 2013 entdeckten – ab diesem Zeitpunkt schwamm auf jeder noch so kurzen Autofahrt „…eine Leiche im Teich!“ Für heute fielen wir aber erst einmal selbst todmüde ins Bett!
Mit dem Samstag kam endlich der ersehnte freie Vormittag und wir starteten voller Tatendrang in Richtung Freibad! Kaum waren wir dort und hatten die Riesenrutsche für uns in Beschlag genommen, bekamen wir erste Instruktionen, was deren Benutzung anbelangte. Der Anschiss lauert eben an jeder Ecke, besonders wenn es beim Rutschen „Ouchi“-rund geht! Wir gelobten Besserung und durften bleiben. Beim anschließenden Turmspringen konnten wir dann wieder regelkonform unser Publikum begeistern. Mit Tim als Moderator begann das sportliche Großereignis des Jahres. Ein Wettkampf mit Spannung bis in die Haarspitzen. Es wurden selbstkreierte und spektakuläre Figuren gezeigt. Zum Warmwerden gab es ein paar Sprünge vom 1m- und 3m-Brett zu bestaunen bis es zur Königsdisziplin auf den 5m-Turm ging. „Risch’Hart“ tauchte dabei „risch’weich“ ins Wasser und konnte so mit einer Haarlänge Vorsprung das Siegertreppchen besteigen!
Nach einer kleinen Stärkung lief dann Jörg noch einmal sein Prüfungsprogramm, das bereits heute Nachmittag unter scharfen Bedingungen abgefragt werden sollte. Nur mit Badehose bekleidet, zeigte er uns eine riesige Leistungssteigerung im Vergleich zum Vortag und bewies dabei seine individuelle Klasse! Mit etwas Sonnenbrand im Gepäck ging es nun wieder zurück zum Training. Die Schwarzgurte mussten sich erneut im Freikampf beweisen, während ausgewählte Braungurte, zu denen auch wir uns zählen durften, die Farbgurte bei den Kumite-Übungen unterstützen durften. Parallel wurde es ernst: Jörg und Tim waren inzwischen hinter dem Zaubervorhang verschwunden und kehrten nach klasse Prüfungsleistungen dann doch nicht ganz überraschend mit neuen Kyu-Graden zurück, zu denen wir an dieser Stelle noch einmal herzlich gratulieren. Anschließend konnten wir alle gemeinsam die Dan-Prüfungen bestaunen, bevor zur offiziellen Gasshuku-Feier in ein Lokal nur wenige Schritte von unserer Unterkunft geladen wurde. Trotz der geringen Distanz zum Austragungsort kamen wir (mal wieder) etwas verspätet zur Party, wurden dadurch aber glücklicherweise mit bereits aufgetafeltem Essen und den besten Plätzen belohnt. Anschließend wurde auf der Terrasse ausgiebig erzählt, gelacht und gefeiert. Romantik lag in der Luft und es wäre ja nicht das erste Mal, dass auf einem Sommer(nachts)-Gasshuku die zarten Bande der jungen Liebe geknüpft werden würden…
Hatte ich euch erzählt, dass wir so nahe an unserer Unterkunft waren, dass wenn man auf der Terrasse umgefallen wäre direkt auf seinem Bettchen hätte landen können?! Aber was wäre das für ein Ouchi-Abend ohne einen Abschlussausflug zum Eis-Essen in einer angesehenen Fastfood-Kette gewesen? Was machen also 10 hungrige Ouchis um Mitternacht in Aalen – entführen kurzer Hand den Bus vom befreundeten Hojo Dojo und starten durch in Richtung Burger-Tempel! Dort angekommen, wurden ganz nebenbei die Service-Kräfte in puncto Schnelligkeit, Freundlichkeit und Sauberkeit mit mehr oder weniger versteckter Kamera getestet, bevor es mit reichlich überfülltem Kofferraum (und Bauch!) im geborgtem Bus zurück zur letzten Übernachtung in die Jugendherberge ging.
Die Nacht zum Sonntag war etwas kurz geraten, besonders weil das Abschlusstraining für heute um eine Stunde vorgezogen worden war. Bei einem letzten Frühstück stärkten wir uns diesmal zusätzlich mit eigens für uns zubereitetem Rührei – das Team der Herberge war wieder einmal unglaublich nett und umsorgte uns fantastisch!!!
Die Sachen waren gepackt und wir ein letztes Mal auf dem Weg zur Halle. Aus dem Auto tönte „…eine Leiche im Teich!“ Das Training dauert eine gute Stunde und alle waren locker und in ständiger Bewegung, sodass keiner recht glauben konnte, dass nun wirklich schon Schluss sein sollte. Nach vier Tagen voller Sport, Spiel und Schokolade wartete nun also nur noch der Heimweg auf uns: „Jörg und ich im JuSoGa, zusammen mit der Julia!“ Auf der Rückfahrt war der anvisierte McDonalds zwar geöffnet, dafür aber auch bis zum Bersten mit hungrigen Besuchern gefüllt. Wir schafften es trotzdem unsere Bestellung aufzugeben und aßen gemeinsam an der frischen Luft, wenn auch nicht an unserer geliebten Tischtennisplatte. Bei einem letzten Stopp kurz vor Dresden fielen wir uns müde aber glücklich über das Erlebte in die Arme um uns voneinander zu verabschieden… und ich wäre so gern noch geblieben! Warum fragt Ihr? Dann kommt zum nächsten Gasshuku doch einfach mal mit uns!
Ein Zipfi!